Holometabolie bedeutet vollständiger Gestaltwandel bei Insekten: Vom Ei über die Larve zur Puppe bis zum geschlechtsreifen fertigen Tier, der Imago.


Das ist eines der schönsten und populärsten Wunder der Natur: Aus einer unauffälligen braungrün gefärbten, leblosen, fast wie mumifiziert aussehenden Puppenhülle schält sich langsam ein zartgliedriges Wesen, entfaltet sich zu voller Größe und Schönheit, flattert schließlich als farbenprächtiger Schmetterling himmelwärts davon.

Entomologen sehen das etwas nüchterner, nennen es einen großen "Wurf" der Insekten-Evolution und diese Form der Verwandlung Holometabolie oder vollkommende Metamorphose, weil Larve und Imago volständig verschieden sind - nicht nur äußerlich.
So saugen Schmetterlinge meistens Nektar, während ihre Raupen an Blättern knabbern; die Larven der Bockkäfer fressen Holz, ihre Eltern bevorzugen Pollen oder Baumsäfte; Bremsen saugen Blut, ihre Larven jagen kleine Beutetiere. Durch diese unterschiedliche Wahl von Lebensraum und Futterquelle wird die innerartliche Konkurrenz zwischen Larven und Erwachsenen stark verringert. Insektenforscher sehen hierin einen "großen Selektionsvorteil durch Konkurrenzvermeidung" und zählen die Holometabolen - alle Schmetterlinge und Käfer, die Zweiflügler wie Fliegen und Mücken, die Hautflügler wie Bienen, Wespen und Ameisen, auch Flöhe und einige andere - zu den erfolgreichsten, weil vielfältigsten Insektenarten.

Die vollständige Verwandlung zum Schmetterling
Die große Verwandlung von Larve zur ensteht in einer sogenannen Ruhephase - die aber nur von außen betrachtet ruhig erscheint. Üblicherweise hört die ausgewachsene Schmetterlingsraupe auf zu fressen, spinnt sich am Schwanzende an einem Ast oder auf einem Blatt fest, läßt sich herabhängen oder sichert sich - wenn sie den Kopf hochhalten will - mit seinem Gürtel oder Brustgurt, streift ihre Raupenhaut ab, es bildet sich die praktisch unbewegliche Puppe. Je nach Art kann sie auch von einem vor Freßfeinden schützenden Seidenkokon ummantelt, in Blättern eingerollt oder in einem seidig ausgekleidetenErdloch verborgen sein.

In der Puppe geht´s dramatisch zu, ein ganz neues Lebewesen entsteht darin. Fast der gesamte Raupenkörper wird aufgelöst, der Gewebebrei des "Kriechers" dient als Nährstoff für den Aufbau der Organe. Aus bereits im Embryonalzustand oder im Larvendasein vorgebildeten "Knospen", auf Abruf bereitgehalten, entstehen Flügel, Beine, Geschlechtsorgane und alles andere, was ein Schmetterling zum Leben und Fortpflanzen - seine wichtigste Aufgabe braucht.

Ist die Verwandlung nach Tagen oder Wochen schließlich abgeschlossen, platzt die Puppenhülle an einer Sollbruchstelle auf, erscheinen zuerst Kopf und Beine. Die Flügel sind noch weich und faltig, werden durch Blutdruck in den Flügeladern gestreckt, härten schließlich an der Luft aus - die wunderbare Verwandlung ist vollkommen.

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